Dienstag, 8. Dezember 2015

Das wird nix!?

Kennt Ihr das?

Voll Begeisterung beginnt man ein neues Nähprojekt. Vor seinem inneren Auge sieht man schon wie super das neue Kleidungsstück an einem aussehen wird. Man näht frohen Mutes vor sich hin




- und dann meistens so auf halber Strecke kommt die Ernüchterung und der Gedanke:
                                                     
D a s   w i r d   n i x  !!!

Diese Phase mache ich bei fast jedem Kleidungsstück mal durch und sie kann viele Gründe haben. Bei meinem letzten  Projekt, meinem Wintermantel,  habe ich sie gleich mehrfach durchlebt.

Zum ersten Mal bei der ersten Anprobe und der Feststellung, dass der Mantel mir viel zu groß ist. Also alle Teilungsnähte noch mal tiefer genäht - schon besser! Nur bis man bei einem so wolligen Stoff die Nähte wieder aufgetrennt hat....

Auch der Reißverschluss kostete mich einiges an Nerven. Das Einnähen der rechten Reißverschlusshälfte (das ist der erste Nähschritt überhaupt) ließ mich an allem, vor allem an mir, zweifeln. Diese Hälfte des Reißverschlusses wurde laut Anleitung für mein Verständnis falsch herum eingenäht - mit den Zähnchen in die falsche Richtung. Bestimmt eine halbe Stunde saß ich vor der Anleitung und drehte den Reißverschluss hin und her. Schaute an einer gekauften Jacke, wie der Reißverschluss eingenäht ist und kam zu der Erkenntnis, dass die Anleitung falsch sein müsste. (Den Einwurf von Herrn H., dass er solche Erkenntnisse sonst nur von seinen Söhnen kenne, ignorierte ich.) Also nähte ich die rechte Reißverschlusshälfte so ein, wie ich dachte. Erst nach dem Einnähen des Futters - also viel später im Nähprozeß - wird die zweite Hälfte des Reißverschlusses eingenäht und erst da merkte ich, dass Burda sich wohl doch nicht irrte, sondern dass das "Falschherumeinnähen" durchaus Sinn gemacht hätte macht. Dadurch kommt die Verdeckung des Reißverschlusses zustande!!! Durch einen kleinen Pfusch Trick bekam ich es gerettet, ohne nochmal alles (!) auftrennen zu müssen. Puh!

Ein weiteres Mal wäre ich beim Einnähen des Futters fast verzweifelt. Die Anleitung war sehr sparsam und was die genau mit den 2 cm Stoff an den vorderen unteren Ecken des Futters machen, erschließt sich mir noch immer nicht. Ich habe da jetzt 2 Falten, die stören nicht weiter. Doch bis das soweit war, hätte ich den ganzen Mantel am liebsten aus dem Fenster geworfen!

Von Anfang an hing der Mantel nicht schön, irgendwie störrisch abstehend. Alles bügeln half nichts. Der Stoff ist ein sehr dicker Strickstoff, der außen gefilzt ist. Wie bei jedem Strick rollen sich die Ränder, bei diesem Stoff echt extrem. Das machte es unglaublich schwierig, zu sehen, ob die Kanten gerade sind, geschweige denn, irgend eine Kante gerade abzuschneiden. Als ich den Mantel ohne Futter anprobierte, war der Saum total wellig und es war unmöglich zu sehen, ob er nun gerade ist oder nicht. Auch das Einnähen des Futters hat das nicht besser gemacht. Mit dem Gefühl "das wird nix!" zog ich ihn meiner Puppe an hörte frustriert (für diesen Tag) auf zu nähen.

In solchen Momenten heißt es, die Nerven behalten. Ohnehin musste ich aus Zeitgründen einige Tage Nähpause machen - und das war gut so!

Eine komplette Woche hing der Mantel auf meiner Puppe. Ein wenig hat er sich "ausgehängt". Immer wieder bin ich drum herum geschlichen, habe am Saum gezuppelt und mal dachte ich, dass das so gar nicht geht, ein andermal "Naja, soo schlimm sieht der Saum denn doch nicht aus!" Vor allem wusste ich nicht, wie ich das mit dem zuppeligen Saum ändern sollte. Das liegt zum einen an der Stoffqualität und zum anderen an den Teilungsnähten, die etwas störrisch sind.

Nach einer Woche dämpfte ich alle Kanten noch einmal (zum x. Mal!) beschloss, alles zu lassen wie es ist. Also machte mich an den letzten Schritt, den Kragen. Das ging ohne größere Probleme. Ich fand sogar noch zwei passende Knöpfe (sollten Druckknöpfe sein, hatte ich nicht und ersetzte diese kurzerhand mit zwei Magnetknöpfen).

Direkt nach seiner Fertigstellung habe ich den Mantel auf dem Weihnachtsmarkt Probe getragen und seitdem jeden Tag - er hat den Test bestanden!





Insgesamt ist er sehr bequem und leicht, obwohl recht dick. Der Stoff ist hochelastisch - halt Strick. Glücklicherweise habe ich auch ein sehr elastisches Futter gefunden, das mir obendrein super gefällt.



Wieder einmal bin ich am Ende recht zufrieden, obwohl ich, wie so oft, zwischendurch gleich mehrmals gedacht habe "Das wird nix!"

Der Schnitt ist übrigens der hier. Simplicity: Simplicity - Jacken & Mäntel - Jacke + Mantel

2 Kommentare:

  1. Und wie ich das kenne! Vor allen Dingen diese Rumschleichen. Als müsste man sich an den Anblick irgendwie gewöhnen.
    LG, Sandra

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  2. Der Saum sieht gut aus finde ich! Überhaupt finde ich den Mantel echt gut! Gut, dass du durchgehalten hast! :)
    Liebe Grüße
    Katharina

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